Die Englische Ulme war früher in weiten Teilen Großbritanniens der klassische Baum der Heckenlandschaft. Die meisten Exemplare sind der Holländischen Ulmenkrankheit zum Opfer gefallen. Lange Zeit ist diese Form der Feldulme als eigenständige Art geführt worden (Ulmus procera), heute gilt sie als Varietät.
Vollständiger wissenschaftlicher Name:
Ulmus minor var. vulgaris (Aiton) Richens, 1977
Ungültiges Synonym:
U. procera
Weitere Namen:
Englische Ulme, Haarulme (de), English elm, common elm (en), engelse veldiep (nl)
Die Englische Ulme teilt viele Merkmale mit der Feldulme im engeren Sinne. Das trifft für die Blüten und die Früchte zu – soweit sie überhaupt ausgebildet werden, auf Wurzelbrut und Korkleisten. Sehr anders ist das Blatt: Es ist klein, 4 bis 6 cm lang und 3 bis 5 cm breit, fast rund und beiderseits dicht behaart. Auch die jüngsten Triebe sind behaart, was zu dem deutschen Namen "Haarulme" geführt hat.
In England konnte die Ulme eine Höhe bis zu 40 m erreichen, charakteristisch war der etagenförmige Aufbau der Krone. Da sie besonders empfindlich gegenüber die Holländische Ulmenkrankheit ist, findet man heute kaum noch große Exemplare. Im südlichen Großbritannien kommt die Englische Ulme aber überall in Hecken oder als kleiner Baum an geschützten Stellen am Straßenrand vor. Zwei Exemplare, deren Alter auf 400 Jahre geschätzt wird, stehen in einem Park in Brighton – die "Preston Twins".
Heute ist die Englische Ulme (U. minor var. vulgaris, "English elm") in Großbritannien sehr viel seltener als die Nominatform (U. minor var. minor, "smooth-leaved elm").
Kürzlich wurde nachgewiesen, dass die Englische Ulmen in Spanien wie in England genetisch identisch sind und durch vegetative Vermehrung aus einem einzigen Mutterbaum hervorgegangen sind. Der Nachweis, dass es sich um die aus der antiken Literatur bekannte Sorte 'Atinia' handelt, konnte jedoch nicht geführt werden.
Vermutlich haben die Menschen schon in vorgeschichtlicher Zeit die Bäume zu nutzen gewusst und absichtlich oder unabsichtlich zu ihrer weiteren Verbreitung beigetragen. Möglicherweise haben Siedler der Bronzezeit die Englische Ulme von Spanien auf die Britischen Inseln mitgenommen.
Außer in England ist die Sippe in Nordspanien und teils auch in Italien vergleichsweise weit verbreitet. In Spanien finden sich gelegentlich noch größere Exemplare, oftmals an historisch bedeutsamen Standorten.
Außerhalb des Gebiets wurde sie vielfach angepflanzt. Neuzeitliche Kolonialisten haben die Englische Ulme nach Australien gebracht, wo heute noch die weltweit schönsten Bestände zu sehen sind.
Die berühmte "Hangman's Elm" auf dem Washington Square in New York galt lange Zeit als Englische Ulme. Vermutlich handelt es sich aber um einen Hybrid aus Feld- und Bergulme.
Auch die Englische Ulme war früher Gegenstand weiterer Züchtungsbemühungen. Da sie als selbständige Art aufgefasst wurde, ist die Artbezeichnung noch vielfach in alten Katalogen und Baumschul-Verzeichnissen zu finden. Systematisch müssten sie gegenwärtig korrekterweise zur Feldulme im engeren Sinne gestellt werden.
Praktisch spielen diese Züchtungen schon seit Jahrzehnten keine Rolle mehr:
'Argenteo-variegata'
'Aurea'
'Berardii'
'Christine Buisman'
'Louis van Houtte'
'Marginata'
'Myrtifolia'
'Purpurascens'
'Purpurea'
'Silver Gem'
'Viminalis'