Die Sibirische Ulme ist ein bis 30 m hoher Baum. In Ost-Sibirien, der Mongolei und in Nord-China zählt er zu den weitverbreiteten Laubholzarten. Außerdem wurde und wird sie vielfach in Nordamerika und in Südeuropa gepflanzt – bevorzugt auch auf sehr trockenen Standorten. Die Sibirische Ulme ist gegenüber der Holländischen Ulmenkrankheit wenig anfällig.
Vollständiger wissenschaftlicher Name:
Ulmus pumila Linné, 1753
Ungültige Synonyme:
Ulmus manshurica, Ulmus turkestania
Weitere Namen:
Siberian elm (en), siberische iep (nl)
Die Art ist in Asien sehr weit verbreitet, das Areal reicht von Mittelasien bis an die Küsten des Pazifiks und des Chinesischen Meers. Sie ist eine der häufigsten der zahlreichen Ulmenarten in Asien. In den USA und Kanada sowie in den Mittelmeerländern wird die Sibirische Ulme vielfach als Straßenbaum angepflanzt, in der Prärie auch als Windschutzpflanzung. Die Art kam bereits im 17. Jahrhundert nach Spanien, seitdem wird sie fortlaufend kultiviert. Da sie gegenüber der Holländischen Ulmenkrankheit wenig anfällig ist, spielt sie bei Resistenzzüchtungen eine große Rolle.
Unter günstigen Bedingungen wird die Ulme bis 30 m hoch und erreicht einen Stammdurchmesser von maximal 1,5 m. Ulmus pumila ist an den Blattmerkmalen nicht besonders gut zu erkennen. Sie sind klein, 2 bis 6 cm lang, 1,5 bis 3 cm breit, der Rand ist nur einfach gesägt, die Spreitenbasis ist normalerweise kaum asymmetrisch. Auffällig ist auch das weitgehende Fehlen von Kurztrieben, die Krone wird überwiegend aus Langtrieben aufgebaut. Charakteristisch ist allerdings die Borke, die gröber und tiefrissiger ist als bei den einheimischen Ulmenarten – von Ferne erinnert sie an die Borke einer alten Pappel.
Die Wuchsform ist oftmals eher unregelmäßig mit tief verzweigten Stämmen und einer lückigen Krone.
Der wissenschaftliche Name der Art sorgt für Verwirrung, denn "pumila" bedeutet "zwergenhaft". Carl von Linné hat sie in seiner wissenschaftlichen Beschreibung als einen "ganz kleinen und niedrigen Ulmbaum" beschrieben. Er gibt auch das Synonym Ulmus humilis an; lateinisch "humilis" heißt "gering" oder "niedrig".
Tatsächlich aber kann die Art zu einem bis 30 m hohen Baum heranwachsen. Mit dieser Feststellung wurde es notwendig, eine gesonderte Form var. arborea zu postulieren, die baumförmig wächst. Die ursprüngliche Art musste dann zwangsläufig var. pumila heißen und strauchförmig wachsen. Nun sind Unterschiede in der Wuchshöhe kein sicheres Merkmal zur Trennung zweier Varietäten. In dem einschlägigen Artikel in der "Enzyklopädie der Holzgewächse", geschrieben von einem chinesischen Fachkollegen, wird nüchtern festgestellt, dass die Art Ulmus pumila auf schlechten Standorten niedrig und strauchförmig wächst und unter günstigen Umweltbedingungen baumförmig. Eine weitere systematische Differenzierung wird nicht vorgenommen.
Im Ergebnis lässt sich festhalten, die beiden Varietäten gibt es nicht, es handelt sich um Spielarten innerhalb der sehr plastischen Art Ulmus pumila.
Es sind zwei Kultivare der Sibirischen UIme bekannt. Die Sorte 'Aurescens' treibt leuchtend gelb-grün im Frühjahr aus, nimmt dann aber bald eine normale grüne Färbung an. Es sind nur einige wenige Exemplare bekannt. Die recht neue Sorte Ulmus pumila 'Aurea' wurde nach Auskunft chinesischer Kollegen aus Anlass der Olympischen Sommerspiele 2008 gezüchtet. Sie wird unter dem Namen Ulmus Beijing Gold vermarktet. Im nordöstlichen Teil Chinas findet man sie in großer Zahl angepflanzt.
Die Sibirische Ulme ist an ungünstige Wachstumsbedingungen extrem anpassungsfähig. In Nordamerika ist sie teilweise in Wüstengebieten gepflanzt worden, wo sie mit ausgeprägter Dürre, extremen Temperaturen von –40 bis +40 °C und mit hohen Salzgehalten gut zurechtkommt.
Anfang des Jahres 2017 gab es Zeitungsmeldungen, nach denen die Sibirische Ulme in Nord- und Südamerika die einheimischen Baumarten verdrängen würde. Diese Behauptung ist gegenwärtig nicht mit Daten belegt. Fraglich ist, ob sich die Sibirische Ulme überhaupt invasiv verhält, da sie in Gegenden gepflanzt wird, die ohnehin keinen anderen Baumwuchs zulassen.
In Mitteleuropa ist die Art sehr selten, in Hamburg ist nur ein größeres Exemplar bekannt. In den Mittelmeerländern wird sie vielfach angepflanzt und hybridisiert dort bereits mit der einheimischen Feldulme.
In der „Enzyklopädie der Holzgewächse“ liegt eine ausführliche Monographie über die Sibirische Ulme vor.