Sorten:

Art:

Ulmus glabra

Bergulme

Die Bergulme ist natürlicherweise ein großer, stattlicher, bis 40 m hoher Baum. In den mittleren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen zählt er zu den Edellaubhölzern, sein Holz war früher sehr begehrt (forstlich oft als Rüster bezeichnet). Die meisten Gegenstände aus Ulmenholz, die heute noch zu kaufen sind, dürften aus Bergulme sein. Auffallend sind die – vergleichsweise – großen Früchte, die im späten Frühjahr in dichten Büscheln an den Zweigen hängen.

Vollständiger wissenschaftlicher Name:   
Ulmus glabra Huds. em. Moss, 1762

Ungültige Synonyme:   
U. campestris, U. elliptica, U. montana, U. scabra,

Weitere Namen:   
Bergrüster, Rüster (de), Wych elm, Scots elm (en), Bergiep, ruwe iep (nl)

Die Art ist in Europa weit verbreitet, von Italien bis Skandinavien und von Schottland bis Polen, mit einem Schwerpunkt in Mittel- und Nordeuropa. Sie ist die typische Ulme kleiner Bachtälchen in den Mittelgebirgen und in den Alpen. Unter günstigen Bedingungen wird sie bis 40 m – normalerweise rund 30 m – hoch und erreicht einen Stammdurchmesser von bis zu 2 m. Früher war sie auch beigemischter Bestandteil in Buchenwäldern auf nährstoffreichen Böden, diese Flächen werden inzwischen landwirtschaftlich genutzt.

Die Bergulme ist nie allein bestandsbildend, sondern tritt immer gemeinsam mit anderen Baumarten auf. Zusammen mit Ahorn und Esche und anderen Edellaubhölzern bildet sie Schatthang- und Schluchtwälder. Kennzeichnend für die Standorte sind eine gute Nährstoffversorgung und eine gute Wasserzügigkeit. Innerhalb und außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets wird die Art vielfach angepflanzt. Die Bergulme hat recht eindeutige Blattmerkmale: Es ist groß, 8 bis 12 cm lang, 6 bis 8 cm breit, die breiteste Stelle des breit-ovalen Blatts ist zur Spitze hin verschoben. Es können zwei oder auch mehr Blattspitzen ausgebildet sein. An der fast symmetrischen Spreitenbasis überdeckt ein "Öhrchen" den Blattstiel. Die Blattoberseite ist kräftig rau, sie fühlt sich an wie Schmirgelpapier. Die Blattfarbe ist ein kräftiges, oft dunkles Grün, die Herbstfärbung ein leuchtendes Gelb.

Korkleisten an den Zweigen treten äußerst selten auf, Brettwurzeln, Wurzelbrut und auffallende Wasserreiser wurden bisher kaum beobachtet. Allerdings ist der Neuaustrieb aus einem Wurzelstock außerordentlich stark. Es werden Jahrestriebe von 2 m Länge gebildet.

Die Bergulme blüht deutlich sichtbar im Februar bis April – je nach dem Temperaturverlauf im Frühjahr. Die zunächst hellgrünen, später pergamentfarbigen Früchte erscheinen wenig später. In guten Jahren bildet sich unter einer fruchtenden Ulme ein knöcheltiefer Teppich aus Früchten. Die höchste bekannte Bergulme in Europa steht in Kungens Humlegården, Stockholm. Der Baum ist 39 m hoch und hat einen Stammdurchmesser von 1,70 m.

Die Bergulme ist weniger anfällig für die Holländische Ulmenkrankheit. Wird gegen die Krankheit nichts unternommen, können jedoch ganze Bestände absterben, wie gegenwärtig im Erzgebirge. Die Bergulme hybridisiert leicht mit der Feldulme zur Holländischen Ulme (U. x hollandica). Dies geschieht natürlicherweise dort, wo sich die Vorkommensgebiete überlappen. Darüber hinaus ist die Holländische Ulme Ausgangspunkt zahlreicher Züchtungen, die ebenfalls hybridisieren. Es entstehen fertile Nachkommen, die sich wiederum untereinander oder mit den Elternarten kreuzen. Diese introgressive Hybridisation führt zu einem mannigfaltigen Formenschwarm, mit zahllosen Übergangsformen zwischen Berg-, Holländischer und Feldulme. Am einzelnen Individuum kann deswegen die Artbestimmung manchmal schwierig oder unmöglich werden.

Von der Bergulme sind kaum lokale oder regionale Varietäten bekannt, nur zwei Unterarten finden sich in der Literatur: Ulmus glabra ssp. glabra und Ulmus glabra ssp. montana. Zweifelhaft ist aber, ob diese Trennung sinnvoll ist. Sie wird hier nicht weiter verfolgt.

Dafür gibt es eine Reihe züchterischer Formen. Am bekanntesten sind die Trauerformen (Laubenulme, Schirmulme, Korkenzieherulme, Trauerulme), die gelegentlich in Gartenbaumärkten angeboten werden. Es handelt sich um Mutationen, die auf normal gerade gewachsene Stämme gepfropft werden. Andere Sorten der Bergulme haben abweichende Blattfärbungen (beispielsweise U. glabra 'Lutescens') oder eine ausgefallene Wuchsform (U. glabra 'Nana').

Die häufigeren Sorten sind:
U. glabra 'Atropurpurea'
U. glabra 'Camperdownii' (Laubenulme)
U. glabra 'Cornuta'
U. glabra 'Concavaefolia'
U. glabra 'Crispa'
U. glabra 'Exoniensis' (Exeter-Ulme)
U. glabra 'Horizontalis' (Schirmulme)
U. glabra 'Lutescens'
U. glabra 'Monstrosa'
U. glabra 'Nana' (Zwergulme)
U. glabra 'Nitida'
U. glabra 'Purpurea'
U. glabra 'Rubra'

Wie schon erwähnt, hybridisiert die Bergulme außerdem mit der Feldulme zur:
Holländischen Ulme, Ulmus x hollandica

In der „Enzyklopädie der Holzgewächse“ liegt eine ausführliche Monographie über die Bergulme vor.

Eine Bergulme im Erzgebirge (rechts im Bild)

Habitus der Bergulme (untypischer Standort an der Elbe bei Hamburg)

Bergulme in den mittleren Lagen des Erzgebirges

Die mächtige Bergulme in Aue-Schwarzenberg - inzwischen abgestorben und gefällt

Absterbende Bergulme im Erzgebirge

Borke


Früchte der Bergulme

Blätter an einem Kurztrieb, links unten ein Blatt mit mehreren Spitzen